Star Trek X : NEMESIS
(mehr als eine Fehlersuche ist es nicht)
Lange musste man warten auf den zehnten Star Trek Film, "Der
Aufstand" kam 1998 in die Kinos, und dem entsprechend waren
die Erwartungen recht hoch.
Die Informationen im Vorfeld waren nicht gerade spärlich
gesäht, denn man konnte schon lange vorher Bilder sehen,
sowie die grobe Handlung erfahren. Auch die Darsteller lobten
das Drehbuch von John Logan in den höchsten Tönen, sogar
der "Captain" (Jean Luc Picard - Patrick Stewart) selbst.
Es wurde davon gesprochen, dass der Film nicht nur auf Data und
Picard fixiert sei, sondern sich auch angemessen mit den Nebencharakteren
beschäftigt.
(*) = 93 Kritikpunkte
Nun
sieht man aber die Sterne, und die Fanfaren ertönen. STAR
TREK geht in die zehnte Kinorunde! Mich überkommt sofort
ein wohliges Gefühl.
Dieses verfliegt aber ziemlich schnell, da ich einen romulanischen
Senat sehe, wie ich ihn nie zuvor gesehen habe (erinnert man sich
an DS9, z.B. Inter Arma Enim Silent Leges).
(*) Auch die Gewänder der Senatoren und des
Prätors kommen mir seltsam vor - warum solch altertümliches
Aussehen mit Umhängen?
(*) Hier hätte man sich auf die bekannten Gewänder
beschränken sollen, ebenso beim romulanischen Militär.
Jedoch denke ich mir, dass das ein wenig Effekthascherei für
den Durchschnittskinogänger ist, und lasse mich davon nicht
länger stören. Auch nicht von der etwas übertriebenen
Sterbeszene des kompletten Senats.
Nun
findet die Hochzeit von Riker und Troi statt. Picard spricht in
überschwenglicher Weise, ich vermute, er hat einen leichten
Schwips vom Synthehol(?), über Riker und Troi und was sie
ihm mit dieser Heirat antun würden. Das ist nicht der Picard,
den wir kennen.
(*)
Es fällt auf, dass zwar Riker in Galauniform gekleidet ist,
Deanna jedoch nicht.
(*) Allerdings ist das üblich bei Hochzeiten
von Offizieren. Merkwürdig.
Des weiteren macht mich Worf stutzig. Erst einmal frage ich mich,
warum er in Starfleet-Uniform anwesend ist.
(*) Zum Ende von Deep Space Nine beendete Worf seine
Offizierslaufbahn, um der Föderation als Botschafter auf
Qo’noS zu dienen. Anscheinend war der Job im Klingonischen
Reich so furchtbar, dass er ein Trinker geworden ist, denn er
machte genau diesen Eindruck. Eigentlich hätte ihn der ständige
Blutweingenuss nach dem glorreichen Sieg über das Dominion
an den Alkohol gewöhnen müssen, aber Romulanisches Ale
verträgt er nicht. (*) Weiterhin
wundert es mich, dass er überhaupt Ale trinkt, da seine Eltern
auf Kithomer von den Romulanern getötet wurden. Mit den Romulanern
hatte Worf daher schon immer seine Probleme.
(*) Außerdem ist entgegen der Aussage von LaForge
Romulanisches Ale nicht mehr verboten (seit der DS9-Episode "Unter
den Waffen schweigen die Gesetze/Inter Arma Enim Silent Leges").
(*)
Weiterhin
fällt mir auf, dass Worf seltsamerweise Irwing Berlin kennt,
einen amerikanischen Komponisten aus dem 20. Jahrhundert, von
dem Data gerade zuvor behauptet hat, dass er in Rikers Oldie-Ammlung
gehört. (*)
Die Zeremonie wirkt im Ganzen auf mich nicht sehr ausgeschmückt,
und man sieht auch ständig Picard, statt des Brautpaares.
Auch scheinen bis auf einen Bolianer und einen Vulkanier keine
weiteren Vertreter anderer Spezies anwesend zu sein.
(*)
Obwohl
seine Dialoge gestrichen wurden, sieht man in einigen kurzen Szenen
Wesley Crusher - und zwar in Starfleet-Uniform!
(*) Da klappt einem glatt die Kinnlade herunter. Seit der
Episode "Am Ende der Reise" weiß man, dass Wesley
seine Karriere bei der Sternenflotte beendete und dem Reisenden
folgte. Scheinbar war das den Produzenten absolut schleierhaft
oder sogar - eines so schlimm wie das andere - vollkommen egal.
Genauso egal war ihnen wohl auch, dass man in der Kameraeinstellung
von der rechten Seite zwar am Rand Wesley sieht, in der frontalen
Aufnahme jedoch nur ein Glas - ohne jemanden, der dazu gehört..
(*)
Während der ganzen Zeremonie grübelte ich, ob Data denn
nun seinen Emotionschip bei sich und aktiviert hatte, aber darauf
komme ich später noch zurück.
Nach der Hochzeit und ein wenig Small Talk piept plötzlich
ein Signal. Ein positronisches Signal wurde entdeckt - auf Kolarus
III. Ich wundere mich. Warum gab es nie ein solches Signal, als
Lore noch den Raum unsicher machte? (*)
Man hätte ihn dadurch leicht finden können, offenbar
ist es ein Subraumsignal, denn die Entfernung zur Enterprise ist
beträchtlich.
Picard
ordnet an, dass die Enterprise zur Romulanischen Neutralen Zone,
nach Kolarus III, fliegt. Dort angekommen, empfängt man sechs
verschiedene positronische Signale. Picard bildet gegen das Protokoll
ein Außenteam mit Worf und Data. Dann kommt eines der sinnfreiesten
Kapitel des ganzen Films. Picard will die "Argo" ausprobieren,
welche nichts anderes ist als ein Jeepfahrzeug, und mit ihr durch
die Wüste jagen. (*) Das stößt
mir doch ziemlich auf, erinnert man sich an den Jean-Luc Picard,
der abends mit einem Buch einschläft, ein Aquarium in seinem
Büro hat und das ruhige Leben auf einem Segelschiff schätzt.
Sofort
wird eine Prise Humor eingestreut: Data meint, er würde das
nie verstehen, warum Menschen es so faszinierend finden, ein Fahrzeug
mit überhöhter Geschwindigkeit zu lenken. Eben, das
verstehe ich auch nicht, vor allem nicht bei Picard.
Kommen wir nun zu dem eigentlichen Gefährt, mit dem die drei
unterwegs sind. Ich frage mich ernsthaft, ob die Sternenflotte
überhaupt eine Verwendung für vierrädrige Fahrzeuge
hat - was ist mit Shuttles und Shuttlepods? Sind die nicht viel
komfortabler? Ja ist die Antwort, denn so war es bisher immer.
Auch die Bereifung ist ziemlich fragwürdig. Würde die
Sternenflotte im 24. Jahrhundert immer noch Gummireifen, wie wir
sie kennen, verwenden? (*)
Zurück
zur Mission des Außenteams. Rasch stellt sich heraus, dass
ein Androide in seine Teile zerlegt auf dem Planeten verstreut
wurde. Also sammelt man ohne zu zögern die androiden Teile
alle ein. Keiner wundert sich, dass hier etwas faul sein muss
- Picard äußert das zwar, aber geht dieser Empfindung
nicht nach. (*) Besonders die Stirn
runzeln muss man, als der rechte Arm von B-4 Worfs Bein packt
und es kurz festhält - wohlgemerkt liegt dort nur der Arm.
Es hämmert Fragen in meinem Kopf: Wie kann ein einzelner
Arm, positronisch hin oder her, aus der Erde krabbeln und gezielt
nach etwas greifen? (*) Welche
Kraft treibt den Arm, welche Signale steuern ihn - und vor allem,
wie nimmt er überhaupt etwas wahr? Warum bewegt sich der
Arm überhaupt (Datas Arm hat sich nie bewegt, nachdem er
abgenommen wurde)? (*) Und dann:
Warum warnt Data, der mit einem Tricorder das Signal verfolgt,
Worf nicht? (*) Warum senden die
anderen Köperteile, außer dem Kopf, auch positronische
Signale aus? (*) Warum gibt es
keine Sicherheitsgurte, besonders für Worf hinten (Wäre
der Jeep abrupt zum Stehen gekommen, wäre Worf gegen die
Metallverstrebungen geknallt)? (*)
Zufällig
und ohne erkennbaren Grund kommen einige, auch Gummi bereifte,
vierrädrige, Fahrzeuge auf sie zu und die Fremden in ihnen
eröffnen das Feuer. (*) Wie
gut, dass die "Argo" den Photonenwerfer im Heck hat
- die Sternenflotte scheint es gewohnt zu sein, zu fliehen - sonst
wäre diese Szene wohl so nicht möglich gewesen. Für
mich wirkt das alles ziemlich gestellt, damit es in den Plot passt.
Die Fahrzeuge der Fremden gleichen der Argo zu sehr - auch ihre
Bereifung. (*) Selbst die Schutzbrillen
waren einfach nur lächerlich und sehen aus, als hätte
man sie aus einem Chemielabor entwendet.
(*) Ebenso wirkt auf mich die Fernsteuerung, mit der Data
das Shuttle steuert. Er gibt keine Koordinaten ein, sondern hat
eine Art Richtungsknopf, wie man ihn von Spielkonsolen kennt.
(*) Dann landet die Argo im Shuttle
und die Andockklammern rasten ein. Bei dieser Geschwindigkeit
und ohne Gurte wären unsere geliebten Offiziere (außer
vielleicht Data) wohl für eine Weile nicht mehr diensttauglich
gewesen. (*)
Die Oberste Direktive scheint nach dem Dominion-Krieg auch abgeschafft
worden zu sein, denn das Shuttle landet direkt in der Nähe
der Fremden auf Kolarus III, einem Planeten mit Prä-Warp-Zivilisation.
(*) Und nicht nur das, die Fremden
sehen sogar, wie das Shuttle, welches ziemlich an die Shuttles
bei ENTERPRISE erinnert, abhebt. (*)
Doch es gibt keine Zeit darüber zu philosophieren, denn schon
geht es weiter..
Die Fremden sieht man übrigens niemals wieder und die Antworten
auf die Fragen, die mit ihnen verbunden sind, bleibt man dem Zuschauer
schuldig.
Im Maschinenraum, ich denke er ist es - auf der Enterprise-E
findet man sich überhaupt nicht mehr zurecht - wird B-4 analysiert
und Geordi findet heraus, dass er ein Prototyp mit einem weniger
weit entwickelten positronischen Gehirn ist. Soweit so gut.
In
seinem Bereitschaftsraum empfängt Picard eine Nachricht von
hoher Priorität vom Sternenflottenkommando. Es ist Admiral
Janeway. Seltsamerweise ist sie vom Captain direkt zum Vize-Admiral
befördert worden - ist das nicht ziemlich ungewöhnlich?
(*) Sie erteilt Jean-Luc den Auftrag,
ZUM Romulus (ich weiß nicht, was die Übersetzer da
wieder geritten hat) zu fliegen, weil der neue Prätor Shinzon
mit einem Abgesandten der Föderation sprechen will. Da die
Enterprise das Schiff ist, dass Romulus am nächsten ist,
wird sie also geschickt.
In
dieser Szene fährt der Monitor direkt aus Tischplatte des
Schreibtischs. Bei "Der Aufstand" gab es das noch nicht.
(*) Dafür gab es im Vorgängerfilm
noch den mintakanischen Gebetsteppich auf Picards Stuhl - dieser
fehlt hier leider vollkommen. Immerhin hegte und pflegte Picard
dieses wertvolle Geschenk, seitdem er in der dritten Staffel ihn
von den Mintakanern erhielt! (*)
Bemerkenswert
ist es, dass sich das Schiff beim Warpsprung gar nicht mehr optisch
verzieht. (*) In First Contact
tat das Schiff das noch eindeutig. Damit haben sich die Produzenten
wieder ENTERPRISE genähert - dort geht das Schiff auch im
ganzen auf Warp; das widerspricht den drei Star Trek Serien vor
ENTERPRISE.
Beim darauf folgenden Meeting erfährt man, dass remanische
Soldaten ausgezeichnete Kämpfer sind und auch schon im Dominion-Krieg
in gefährlichen Missionen eingesetzt wurden - darauf komme
ich später noch zurück.
Zurück im Maschinenraum.
Geordi
führt auf Picards Befehl hin einen kompletten Gedächtnis-Download
bei Data durch und füttert B-4 mit diesen Informationen.
Warum befielt Picard das? (*) Seit
Lore sollten alle doch ein wenig vorsichtiger sein. Es bleibt
auch ungeklärt, ob wirklich das gesamte Gedächtnis von
Data überspielt wurde. Das würde auch alle Daten über
die Sternenflotte, sowie geheime Protokolle und Codes, beinhalten.
(*) So etwas wäre mehr als
unvorsichtig. Und dann gibt es noch einen Logik-Fehler. Zuvor
wurde gesagt, dass B-4 ein weniger weit entwickeltes Positronengehirn
hat, Data jedoch behauptet, dass, wenn alle Gedächtnisengramme
auf B-4 überspielt wurden, er die gleichen Fähigkeiten
wie er selbst hat. (*) Das wäre
nicht möglich, denn er ist nur ein Prototyp.
Warum will Picard überhaupt, dass B-4 Datas Gedächtnis
bekommt? Würde er ihm damit nicht verwehren, sich von sich
aus zu entwickeln und eine eigenständige Person zu werden?
(*) Ich glaube, das fällt
auch unter die Kategorie "merkwürdig".
In dieser Szene hat Data offenbar seinen Emotionschip nicht eingeschaltet
(oder nicht dabei), denn er sagt, dass er nichts fühlt.
Eine weitere Frage wird laut: Wie kam Shinzon zu B-4? Das Kristallinwesen
zerstörte Omicron Theta, auf dem sich das Labor von Dr. Noonien
Soong befand, völlig. (*)
Entweder bleibt die Antwort aus, oder es ist ein klassischer Fehler.
Als Geordi das Datenkabel an Datas Kopf abnimmt, schließt
sich Datas Kopföffnung auf seltsame Weise: das fehlende Stück
kommt aus dem inneren des Kopfes heraus gefahren.
(*) Seit jeher musste man bei Data eine Kopfklappe abnehmen
oder hochklappen, um an das Innere des Schädels zu kommen
- warum diese Änderung?
Weiterhin bleibt es fraglich, warum es keinerlei Restspuren der
Remaner an dem zusätzlichen Datenport, am Hinterkopf von
B-4, gibt. (*)
Atomare Rückstände oder die Bauart des Ports hätten
Aufschluß über B-4 und die Remaner geben können.
Auf
DEM Romulus angekommen lässt Shinzon die Crew der Enterprise,
die er erwartet, siebzehn (!) Stunden warten. Wäre Shinzons
Zeit wirklich so begrenzt, wie es dargestellt wird, wäre
diese Warterei nicht nur bloße Zeitverschwendung sondern
ein hohes Risiko! (Deanna meint, sie wären dort draussen).
(*)
Dann gibt es ein kleines Geplänkel zwischen dem Aussenteam
und Shinzon. Wieder verschwendet Shinzon Zeit mit Deanna. Er meint
auch, er hätte sich Picard größer vorgestellt.
Seltsam erscheint es hingegen, dass Shinzon größer
als Picard ist. (*) Wäre er
ein Klon, wäre das wohl kaum möglich. Dann meint der
neue Prätor Shinzon, er würde die gleichen Dinge fühlen,
wie sein Gegenüber (er betont sogar, dass er exakt das gleiche
fühlt wie Picard) - das ist aber auch weit hergeholt.
(*) Wie jemand sich fühlt, hängt ganz von seinem
Leben ab, das ist nicht unbedingt etwas Genetisches.
Auf der Krankenstation untersucht Dr. Crusher die Blutprobe auf
dem Messer, welches Shinzon ihnen mitgegeben hat. Sie schaut dabei
in eine Art Mikroskop. (*) Das
ist das erste Mal, dass Crusher auf diese umständliche Art
feststellen muss, wie die DNA beschaffen ist.
In
der Zwischenzeit hat Shinzon eine Unterredung mit seinen Untergebenen.
Im Anschluß daran wird der Charakter Donatra eingeführt.
Sie sieht, wie Shinzon einen Anfall erleidet, nachdem sie ihn
gerade zuvor völlig unmotiviert zu umgarnen versucht hat.
Denkt man in dieser Szene noch, dieser Handlungsstrang wird irgendwann
wieder fortgesetzt, hat man sich getäuscht.
(*) Diese Begebenheit hat für die Geschichte kaum
eine Bedeutung.
Shinzon hat offensichtlich Schmerzen und sein Vizekönig presst
ihm eine Hand auf die Brust (das tut er häufig im weiteren
Verlauf). Auch das wird im ganzen Film nicht erklärt.
(*) Welche Fähigkeiten hat dieser Remaner? Haben diese
alle seiner Art?
Beim
Dinner klärt Shinzon Picard über ihn auf. Er wurde geklont,
um Picard zu ersetzen, aber als diese Idee wieder verworfen wurde,
schickte man ihn in die remanischen Minen.
(*) Warum das? Ein Klon wäre doch immer eine Gefahr,
und ein Kind ist wohl kaum für die Arbeit in den Minen nötig.
Warum hat man ihn nicht einfach beseitigt?
Im weiteren Gespräch wird ein weiterer Aspekt eingeführt
- Picard bekommt ein weiteres Familienmitglied. Nach dem Tod seines
Bruders und seines Neffen wäre das interessant gewesen. Doch
wer denkt, diese Überlegung würde Picard noch quälen
oder Thema werden, täuscht sich wieder.
(*)
Zurück
auf der Enterprise in seinem Quartier sieht sich Picard ein altes
Akademie-Foto von sich an. Darauf ist der glatzköpfige Shinzon-Darsteller
Tom Hardy zu sehen. Aus der TNG-Episode "Willkommen im Leben
nach dem Tode" weiß man, dass Picard überhaupt
keine Glatze trug, als er auf der Sternenflotten-Akademie studierte.
(*) Auf Picards Tisch steht außerdem
ein Monitor, der von hinten weiß ist. Außerdem hat
er Lüftungsschlitze wie ein handelsüblicher TFT-Monitor.
(*) Was haben sich die Macher dabei
wohl gedacht? Dies ist wohl weder farblich passend (der Monitor,
der aus dem Schreibtisch hochfährt ist in Silber gehalten),
noch uns bekannte Föderationstechnologie (Lüftungsschlitze?).
Im
gemeinsamen Quartier des frisch gebackenen Hochzeitspaares bewältigt
Riker noch irgendwelche Arbeit (welche, wird nicht erklärt),
er wird aber dann von Deanna herausgerissen, und sie geben sich
der Liebe hin. Mittendrin verwandelt sich vor Deannas Augen Williams
Gesicht in das von Shinzon, das mit ihr spricht. Die Erklärung,
oder jedenfalls der Versuch, folgt sogleich: der remanische Vizekönig
steht in der Senatshalle hinter dem knieenden Shinzon und presst
ihm die Hände auf den Kopf. Wieder weiß man nicht,
wie das alles funktionieren soll, und so wirkt es ein wenig, als
hätte man sich im Gewürz vergriffen und Fantasy erwischt.
(*) Unklar bleibt auch, warum Shinzon
das tut. (*) Welchen Grund hat
er?
Dann
verwandelt sich Shinzons Gesicht in das von dessen remanischen
Schergen und Deanna schreit.
In der Krankenstation beschreibt Deanna das Geschehene als Vergewaltigung.
Sie ist so verstört, dass sie sofort vom Dienst befreit werden
will. Bei allem nötigen Einfühlungsvermögen muss
man bedenken, dass das Troi nicht das erste Mal passiert und so
erscheint es als verwunderlich und über das Knie gebrochen,
dass sie sofort die Flinte ins Korn wirft. Andererseits: Wenn
das Erlebnis an Grauenhaftigkeit alles in den Schatten stellt,
so dass eine Psychologin wie Troi vom Dienst frei gestellt werden
will - wie kann es Picard dann wagen, von ihr zu verlangen, so
etwas noch einmal zu durchleben? (*)
Ebenso verwunderlich ist es, dass Deanna Shinzons Emotionen offenbar
nicht lesen kann. Selbst wenn der Vizekönig das blockiert
hätte, hätte sie Picard wenigstens das sagen können.
(*)
Picard
wird auf die Scimitar gebeamt, damit Shinzon sein Blut in seinen
eigenen Körper transferieren kann, um seine genetisch begrenzte
Lebenszeit zu verlängern. (*)
Kein Alarm wird ausgelöst, als Picard auf einmal verschwindet!
Data wurde kurz vorher ebenso, getarnt als B-4, an Bord des remanischen
Schiffes transportiert. Shinzon will Picard töten und Krieg
führen. Er betont nochmal, dass das gleiche noble Picard-Blut
in seinen Adern fließt und deshalb meint er, er wäre
ein Spiegel Picards. (siehe oben) Bloß weil er das gleiche
genetische Material hat, ist er dennoch eine eigenständige
Person und nicht Picards Spiegel.
Data
befreit dann den Captain auf der Scimitar und sie versuchen, zur
Shuttlerampe zu kommen. Für Notfälle hat Data einen
experimentellen Notfalltransporter mitgenommen, mit dem er Picard
zurückbeamen will. Doch er lehnt ab; sie sollen zusammen
fliehen. B-4 alias Data führt Picard als Gefangenen hinaus,
damit sie keine Aufmerksamkeit erregen. Die Wachen, die an ihnen
vorbei laufen, merken nichts. Daraus schließe ich, dass
die Remaner keine Rasse von Telepathen sind, denn dann wären
sie sofort im Bilde gewesen. Und wenn der Vizekönig telepatisch
ist, warum spürt er Picard nicht, als er mit Shinzon und
einigen Soldaten nicht weit entfernt an ihnen vorbei geht?
(*) Dann gibt es ein ziemlich übertriebenes Feuergefecht
in den Gängen, bei denen die Remaner keinen einzigen Treffer
landen und Picard sie alle fertigmacht (sogar mit einer Waffe
in jeder Hand), ohne auch nur ins Schwitzen zu kommen.
(*) Wenn die Remaner wirklich so exzellente Soldaten sind,
warum haben sie dann so eine miese Tagesform?
Endlich
kann Data die Tür zur Shuttlerampe öffnen und sie fliehen
mit einem Flyer der Skorpion-Klasse. Und welch ein Glück,
dass die Steuerung manuell erfolgt, denn Picard hat nicht die
Zeit, Remanisch zu lernen. (*)
Danach schiessen sie sich den Weg frei und entkommen durch eine
glasartige Kuppel. (*) Woher wusste
Picard den Weg zu dieser Kuppel? Immerhin ist es ein riesiges
Schiff…
Das Shuttle wird von der Enterprise an Bord gebeamt und diese
entkommt - wieder ohne Verzerrung beim Warpsprung.
Die
Enterprise flieht in Richtung der Grenze und wird von der Scimitar
verfolgt. An Bord hat diese eine Tallaron-Waffe, mit der Shinzon
die Erde vernichten will (wie zuvor den romulanischen Senat).
Im Sektor 10-45 wartet eine Flotte auf das Eintreffen der Enterprise,
um Shinzon am Einsatz der Waffe zu hindern.
Shinzon geht es inzwischen immer schlechter. Auf seinem Kopf sind
Adern herausgetreten.
Zwischen
der Flotte und der Enterprise liegt ein Nebelcluster, der die
Langstrecken-Kommunikation unmöglich macht. Als Picard dies
anmerkt, schaut Data ganz erstaunt. (*)
Wusste dies kein einziger Offizier? Und schon werden sie von der
getarnten Scimitar beschossen.
Der Kampf läuft schlecht für die Föderationsvertreter,
und schon nach den ersten Schüssen verliert die Enterprise
die Fähigkeit, auf Warp zu gehen. Bemerkenswert ist, dass
Shinzon das Angriffsmuster "Shinzon-Theta" anordnet.
(*) Sollten die Remaner ähnliche
Bezeichnungen für taktische Manöver verwenden?
Dann erscheint eine holografische Übertragung von Shinzon
in Picards Ready Room. Er verlangt die Übergabe der Enterprise
oder er wird sie zerstören. Picard meint, Shinzon hat das
gleiche Herz, die gleichen Hände und die gleichen Augen wie
er. (*) Die Macher haben wohl übersehen,
dass Picard seit der Begegnung mit dem Nausicaaner ein künstliches
Herz hat.
Dann kommen zwei romulanische Warbirds zu Hilfe. Das Militär
hat offenbar seine Meinung geändert und unterstützt
Shinzon nicht länger. Man fragt sich allerdings, warum nur
zwei Schiffe geschickt wurden. (*)
Die Kampfstärke der Scimitar sollte bekannt sein.
Nachdem die beiden Warbirds außer Gefecht gesetzt wurden,
konzentriert man sich wieder auf die Enterprise und beschießt
die Oberseite des Diskussegments. Daraufhin verlieren einige Sektionen
der Decks 12 bis 17 ihre strukturelle Integrität.
(*) Wenn man sich die Einschlagpunkte genau ansieht, müssten
die Decks 12-17 dann nicht viel tiefer sein? (zur Erinnerung,
die Enterprise-E besitzt 24 Decks)
Deanna
bietet sich nun an, mittels ihrer Telepathie die Scimitar aufzuspüren.
Viel zu übertrieben wirkt der Lichtschein, der nun auf Deannas
Augen gerichtet ist. (*) Anscheinend
hat Deanna auch eine telepathtische Verbindung zum Schiffscomputer,
denn sie richtet die Zielsensoren irgendwie auf die richtigen
Koordinaten. (*) Doch trotz des
Beschusses schießt die Scimitar zurück, und auf wundersame
Weise brechen die Schilde auf Deck 29 zusammen.
(*) Hier sei nochmal betont, dass die U.S.S. Enterprise
NCC-1701-E nur 24 Decks besitzt.
In dieses fiktive Deck beamen sich auch gleich eine handvoll Remaner
und der Vizekönig. Es gibt jedoch keinen sichtbaren Grund,
warum dieser mit an Bord kommt. (*)
Wollte er speziell Riker töten? Oder Deanna? Konnte er damit
rechnen, lebend bis zu ihnen vorzudringen?
Riker
entschließt sich, als der Vizekönig der Remaner in
eine eigenartige, schräg nach unten verlaufende, Röhre
springt, ihm im Alleingang zu folgen.
(*) Gibt es solche Röhren? Will Riker kommt durch
diese Röhre in einen dunklen Gang, der aussieht, als wären
noch nicht alle Borg-Überbleibsel beseitigt worden und der
spärlich türkis beleuchtet ist.
(*) Noch nie gab es derartige Gänge, die zu schmal
sind, um normale Schiffsgänge und zu groß, um Jeffreys-Röhren
zu sein. Von oben herab kommt plötzlich der Viceroy und schlitzt
im Kampf Riker den Arm auf. Sein Phasergewehr stürzt in ein
Loch im Fußboden. (*) Sind
Löcher, die groß genug sind, um ein Gewehr zu schlucken,
Sternenflottenstandard?
In
diesem Moment greift die Scimitar erneut an und schießt
ein Loch in die Brücke. Dann fliegt Shinzons Schiff direkt
vor die Enterprise und hält an. Picard gibt den Befehl, die
Scimitar mit vollem Impuls zu rammen.
(*) Picard scheint sich nicht für die Offiziere in
den vorderen Sektionen zu interessieren, sonst hätte er die
Evakuierung dieser Bereiche befohlen. Des Weiteren sieht "Voller
Impuls" plötzlich ziemlich langsam aus, denkt man an
ST9 zurück, als die Enterprise am Ende den Briar Patch verlässt.
(*) Ebenso scheint es der Scimitar
zu gehen. Sie weichen aus, wie eine Jacht auf See.
(*) Zu bemerken ist noch, dass die Schilde der Scimitar
immer noch zu 70% intakt sind, aber die Enterprise gleitet durch
sie wie durch Butter. (*) Dann
befiehlt Shinzon den Rückwärtsflug, um die in die Scimitar
eingedrungene Enterprise loszuwerden.
(*) Die Befreiung wäre aber nur möglich, wenn
beide Schiffe rückwärts fliegen. Da es im Raum keinen
Widerstand gibt, würde die Scimitar die Enterprise einfach
hinter sich herziehen, es sei denn, der Rückwärtsimpuls
wäre enorm (was hier den Bildern nach zu urteilen nicht der
Fall ist).
Der
Vizekönig und Riker kämpfen indes weiter und stürzen
durch eine weitere Luke in einen Schacht und landen auf einer
von oben her türkis beleuchteten, schmalen Brücke.
(*) Diese gibt sofort nach und die Bolzen springen nur
so aus der Wand. (*) Riker hält
sich und den Remaner übrigens mit einem Arm am Brückengeländer,
und als der Remaner in eine, so scheint es, bodenlose Tiefe stürzt,
hat er noch Kraft, um ihm, sich mit einem Arm festhaltend, nachzusehen.
(*) (*)
Wieso gibt es auf einem Raumschiff der Sternenflotte Brücken
und Schächte? Wieso ist alles so spärlich und türkis
beleuchtet, insbesondere der Schacht, der von oben und unten her
von einer Art Flutlicht erhellt wird?
Nun
beschließt Captain Picard, die Selbstzerstörung einzuleiten,
um damit die Scimitar auch zu vernichten. Doch die Selbstzerstörung
ist "defekt" (OV: "offline").
Shinzon lässt nun die Tallaron-Waffe aktivieren.
(*) Als die Enterprise von Romulus abflog, stellte Geordi
fest, dass die Scimitar ein einziger großer Generator ist.
Dieser Generator müsste mittlerweile eigentlich schon unbrauchbar
sein.
Picard beamt sich dann auf die Scimitar - offenbar sind die Schilde
jetzt zusammengebrochen, sonst könnte er das nicht -, um
Shinzon am Einsatz der Tallaron-Waffe zu hindern. Drüben
angekommen macht er gleich einige Remaner zunichte. Im Getümmel
schlägt Picard einem Remaner sein Phasergewehr über
den Kopf und es zerbricht. (*)
Worf machte das auch in ST8 bei einem Borg und bei einer Markierungsdrohne
in ST9, aber dort brach das Gewehr jeweils nicht entzwei.
Und
als der Kampf zwischen Shinzon und Picard entbrennt, sieht man
deutlich, dass die Adern auf Shinzons Kopf grün aussehen,
obwohl er ein Mensch ist. (*)
In seiner Verzweiflung rennt Shinzon schließlich auf Picard
zu, welcher eine spitze Stange, die an der Wand befestigt ist,
herunterbiegt und Shinzon in die Brust rammt.
(*) Welchem Zweck dienen diese Stangen, und warum kann
man die so einfach abbiegen?
Getroffen und wütend zieht sich Shinzon die Stange noch tiefer
in den Köper, damit er an Picard heranreicht, um ihn zu würgen.
(*) Hat er keine Wirbelsäule,
die ihn daran hindert? (man sieht, dass die Stange weit hinter
Shinzon wieder austritt, uns zwar in der Mitte des Körpers.
Glücklicherweise ist Data durch den Raum geflogen und in
die Scimitar eingedrungen und kann Picard jetzt zurückbeamen
und die Zerstörung der Scimitar selbst vornehmen. Er holt
den Notfalltransporter heraus und beamt Picard zurück.
(*) Warum hat Data nicht gleich zwei dieser Geräte
mitgenommen? Oder Picard eins für sich selbst?
Jetzt
scheint Data den Emotionschip bei sich und aktiviert zu haben,
denn er lächelt und verabschiedet sich, als Picard schon
weg ist. Er feuert auf den Zentralgenerator, und das Schiff explodiert.
(*) Die Enterprise hätte bei
dieser geringen Entfernung ohne nennenswerte Schilde auch vernichtet
werden müssen! (Oder Trümmer hätten sie treffen
müssen) Und was ist mit der Tallaron-Strahlung?
(*) Hätte die nicht trotzdem austreten müssen,
nachdem die Feuerbereitschaft der Waffe fast erreicht war?
Abschließend gibt es noch ein paar Worte über Data,
und Riker wird verabschiedet, der nun Captain ist. Picard erkennt,
dass noch etwas von Data in B-4 ist, als dieser das Lied, welches
Data auf der Hochzeit am Anfang vortrug, singt.
Das ist nun also der zehnte Star Trek-Film. Ich muss sagen, dass
er mich enttäuscht hat. Es sind die vielen Fehler und die
fehlende Detailverliebtheit, die den Ausschlag geben. Man fühlt
sich einfach nicht "zu Hause" in dem Film. Hat man bei
Star Trek IX - Der Aufstand noch hell beleuchtete Räume gesehen,
so wirkten diese in Nemesis wie Rumpelkammern. Es ist mir schleierhaft,
wie die Mannschaft durch solch dunkle Gänge laufen konnte,
ohne sich zu stoßen.
Sicherlich sind die Schiffsnamen der Flotte, die der Enterprise
helfen soll, ein Easter Egg für die Fans (USS Archer, USS
Valiant, USS Intrepid), jedoch kann es die Dinge, die nicht Kanon-konform
sind, nicht kompensieren. Wo zum Beispiel sind die Quanten-Torpedos?
Picard ordnet immer nur das Abfeuern von Photonen-Torpedos an.
(*)
Ein weiterers großes Manko ist, dass es vorwiegend nur einen
Handlungsstrang gibt. Die angefangenen Stränge, wie z.B.
der des Charakters Donatra, wurden nicht fortgeführt und
haben kaum Einfluß auf die Handlung.
Mir gefällt auch diese Fokussierung auf die Gesichter nicht.
Stuart Baird wollte wohl einen neuen Filmstil einführen,
doch es wirkt mit der Zeit nervend, Tom Hardy in Nahaufnahme zu
sehen, der Patrick Stewart ungefähr so ähnlich sieht,
wie eine Banane einem Apfel.
Es bleiben zu viele offene Fragen, die ich oben im Text schon
angeführt habe, obwohl mir noch einige einfallen, je öfter
ich den Film sehe. Warum kann Shinzon damit rechnen, dass die
Enterprise sofort nach Kolarus III aufbricht? Kennt er die Pläne
von Starfleet für die Enterprise?
(*) Immerhin hätte es gut möglich sein können,
dass die Enterprise eine wichtige Mission zu erfüllen hat
und daher gar nicht sofort auf das positronische Signal reagieren
kann. Somit wäre Shinzon gestorben, ehe er seinen Kreuzzug
hätte beginnen können.
Auch bleibt unklar, was mit dem Emotionschip ist. Seit ST8 kann
Data ihn beliebig an- & ausschalten und seit ST9 kann er ihn
auch ausbauen. Bloß was ist diesmal? Als Data auf der Scimitar
die Tür zur Shuttlerampe öffnet, grinst er. Dort hat
er ihn offensichtlich. Zu Anfang des Films, auf der Hochzeit,
jedoch, schaut er, als Picard zu ihm sagt, er soll die Klappe
halten, recht emotionslos. Auch als Geordi ihn im Maschinenraum
fragt, ob er sich wohl fühlt, bei dem Gedanken, sein Gedächtnis
auf B-4 zu übertragen, meint Data, dass er nichts fühlt.
(*)
Aber es geht noch weiter. Wo war der Tal Shiar, der romulanische
Geheimdienst, bei all dem? Hätte dieser nicht sofort interveniert,
wenn sich das Militär einer anderen Macht anschließt?
(*)
Warum gibt es überhaupt noch eine Neutrale Zone nach dem
Friedensschluß und der Allianz mit den Romulanern im und
nach dem Dominion-Krieg? (*)
Wo war Lwaxana Troi? Immerhin stattete sie der Enterprise öfter
Besuche ab und hätte es sich sicher nicht nehmen lassen,
auch wenn sie in den Hochzeitsvorbereitungen auf Betazed steckt,
vorbeizuschauen. (*) Wenigstens
hat Guinan einen Cameo-Auftritt - welcher sich leider als wenig
gehaltvoll erweist.
Nun möchte ich noch Stellung zu einigen Aussagen nehmen,
die im Vorfeld von Rick Berman und anderen gemacht wurden.
In
einem Interview mit der Zeitschrift Star Trek Communicator sagte
Rick Berman: "Ich hatte ja schon in
der Vergangenheit davon gesprochen, dass es eine wunderbare Szene
gibt, die auf einem Planeten spielt und eine Verfolgungsjagd mit
futuristischen Allradfahrzeugen im Mittelpunkt steht. Wir haben
diese Szene acht Tage lang in der Wüste gedreht, und sie
sieht sehr spektakulär aus. Wir werden ein Shuttle zeigen,
das man noch nie zu sehen bekommen hat. Was einzelne Sets angeht,
wird es action-orientierte Schauplätze auf dem Schiff geben,
unter anderem eine Jeffreys-Röhre und Tunnel, die wir noch
nie gesehen haben. Auf der Enterprise ist alles ein wenig überarbeitet
worden. Es sind einige Jahre vergangen, seit wir die Enterprise-E
das letzte Mal gesehen haben. Sie ist hier und da ein wenig modernisiert
worden und sieht etwas anders aus. Der Maschinenraum, die Brücke
- alles macht einen frischen Eindruck."
Leider ist der Eindruck nicht ganz so frisch, sondern wirkt auf
mich eher, als hätte man an der Farbsättigung herumgespielt.
Frisch sieht es auch nicht aus, denn z.B. die Brücke ist
so düster wie nie zuvor.
"Wir haben von John Logan ein hervorragendes
Drehbuch erhalten, darum glaube ich, dass wir einen sehr aufregenden
Film bekommen werden. Ich glaube, er wird den Star Trek-Fans sehr
gut gefallen."
Die Einspielergebnisse und Prognosen sprechen dagegen. Über
diesen Film kann ich mich (fast) nur aufregen - also aufregend
im wahrsten Sinne des Wortes.
Warum die Romulaner?
"John
schrieb „Gladiator", und er hat eine Vorliebe für
eine fast shakespearehafte klassische Welt, wie man sie in Biografien
über Präsidenten oder in Geschichten über Samurai
finden kann. Ich glaube, er sieht in ihnen (Anm.d.A.: die Romulaner)
etwas Edles, und darüber möchte er schreiben."
Jetzt versteht man auch, warum die Senatsmitglieder eine Modereform
hinter sich haben, jedoch versteht man nicht, wo die Handlung
mit den Romulanern geblieben ist. Sie hatten kaum einen Einfluß
auf die Handlung und nicht einmal die beiden romulanischen Hauptakteure
wurden näher beleuchtet.
"Wenn wir uns einen (A.d.A.: Autor)
geholt hätten, der sich nicht mit Star Trek auskennt, dann
hätten wir mit ihm an dem Drehbuch gearbeitet, bis es sich
in das Star Trek-Universum einfügt. Zum Glück war das
nicht nötig. John Logan ist nicht nur ein erstaunlicher Autor,
sondern auch ein Star Trek Fan, der soviel über Star Trek
weiß, dass er mich zeitweise korrigierte! John war für
einen großen Teil der Dreharbeiten am Set, er ist einfach
fantastisch."
Wenn John Logan wirklich ein Star Trek-Fan wäre, hätte
er gewusst, dass Picard ein Kunstherz hat, Worf kein Starfleet-Offizier
ist und Wesley ein Reisender ist. Auch die Sache mit dem Ale hätte
sich mit dem einmaligen Anschauen der DS9-Episode aus der Welt
schaffen können.
"Was
den Regisseur an sich angeht ist es grundsätzlich kein so
großes Problem. Wenn man ein Drehbuch hat, das wirklich
funktioniert, und dazu sieben Schauspieler, die ihre Rollen seit
15 Jahren spielen, dann braucht man nichts weiter als einen guten
Regisseur. Im Fall von Stuart Baird haben wir viel mehr als nur
einen guten Regisseur. Hier ist es nämlich erforderlich,
dass der Regisseur bereit ist, gewisse Dinge zu respektieren,
die unverändert bleiben müssen, und die von den Fans
erwartet werden."
Zunächst einmal habe ich viel mehr erwartet - soviel dazu.
Hinzu kommt noch, dass die Schauspieler ihre Rollen zwar seit
15 Jahren verkörpern, man aber so gut wie nichts von ihnen
sieht. Worf, Dr. Crusher und Geordi sind zu Statisten verkommen
und die anderen, bis auf Data und Picard, haben auch eher Nebenrollen.
Star Trek Communiator:
"In vergangenen Interviews hat John
Logan erklärt, Star Trek II: Der Zorn des Khan sei der Star
Trek Film, der ihm am besten gefällt."
Eben, darum gibt es auch einen genetisch gezüchteten Feind,
der eine gefährliche Waffe besitzt und ein Mitglied der Crew
opfert sich, um die Bedrohung abzuwenden.
Michael Dorn über Worf:
"Aber insgesamt bekommt man das Gefühl,
dass Worf sich weiterentwickelt hat, als Alien und als Starfleet-Offizier."
Das Gefühl hatte ich nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Worf diente nur als Statist, der den Waffenstatus durchgibt und
sich für Witze zur Verfügung stellt.
"(Reporter: Jeder scheint stolz auf
den neuen Film zu sein.)
Das stimmt. Ich könnte nicht zufriedener sein. Besonders
nun, da wir die letzten zwei Wochen damit verbracht haben die
ganze Musik und die Spezial Effekte unter den Film zu mischen.
Es ist ein fantastischer Actionfilm, bei dem auch die Emotionen
nicht zu kurz kommen. Ich bin sehr zufrieden."
Für meinen Teil bin ich der Meinung, dass die Emotionen viel
zu kurz gekommen sind. Nicht einmal in Patrick Stewarts Gesicht
konnte man diesmal die Tragik und Tragweite des ganzen ablesen.
Auch Geordi - Datas bestem Freund - widmete man nicht mehr als
ein paar Sekunden On Screen-Zeit zum Trauern. Von den Fans ganz
zu schweigen, die unlogischen Momente, die diesen Freitod begleiten,
lassen Trauer überhaupt nicht zu, es bleibt eher bei einem
Kopfschütteln: War das alles?
Herman Zimmerman:
"Ich finde, dass Nemesis viel anspruchsvoller
als die anderen Filme ist, an denen ich mitgewirkt habe. Nicht
nur was die Leistung der Darsteller angeht, sondern auch was von
uns Künstlern verlangt wurde. Die Story bewegt sich sehr
schnell zwischen den verschiedenen Schauplätzen hin und her.
Es gab also jede Menge größerer Umgebungen, die wir
erschaffen mussten."
Leider merkt man kaum etwas von den größeren Umgebungen,
da man viel zu oft die Nahaufnahmen der Hauptdarsteller im Blick
hat.
Ich komme auch nicht umhin, die schrecklichen Lampen in Picards
Raum zu bemerken, sie sehen aus, als hätte man sie bei IKEA
erstanden.
Schlussendlich bin ich der Meinung, dass zwar gute Grundideen
vorhanden waren, diese aber schlecht umgesetzt wurden. Es war
sicher nicht alles schlecht (wie z.B. die Veränderung der
Handphaser oder die Klon-Story an sich), aber selbst der Humor
(z.B. auf der Hochzeit) kann nicht überzeugen, da er die
Charaktere, so wie man sie kennt, verzerrt.
In diesem Film kommen die moralischen Werte von Star Trek und
das spezielle Flair nicht über den Vorspann hinaus. Es ist
ein sehr düsterer und kalt wirkender Film, von dem einem
nicht viel bleibt, um darüber zu grübeln - nur, was
vielleicht hätte besser gemacht werden können. Als Beispiel
nehme ich da die vielen kleinen und großen Kontinuitätsfehler.
Sicher kommt es zu solchen, wenn man mit Star Trek-Neulingen wie
John Logan (welcher sich aber seltsamerweise als Star Trek-Fan
bezeichnet) und Stuart Baird zusammenarbeitet. Es gibt jedoch
genug kompetente Leute aus früheren Produktionen, deren Rat
hier von Nöten gewesen wäre.
Man kann nur hoffen, dass der nächste Film schnell kommt,
um den aktuellen wieder auszubügeln, oder dass die TNG-Crew
ihren Leinwandjob an den Nagel hängt - auch wenn es schade
wäre. Aber so wie die Einspielergebnisse aussehen, wird es
wohl keinen weiteren TNG-Film geben. Vielleicht wäre ein
Film über Rikers neues Schiff, die USS Titan, eine gute Idee.
So könnte man einen Teil der Stammbesetzung erhalten, und
auch eine neue Crew einführen.
Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.
Ich schließe mit einem Zitat von Rick Berman, dem ausführenden
Produzenten:
"Unsere Filme haben eigentlich immer
gute Kritiken bekommen. Ich glaube, dieser Film wird sehr gute
Kritiken bekommen."
Live long and prosper..
Christian Lerch